Lyrik - Lyrics
Hier ein kleiner Auszug aus meiner Schreibwerkstatt.
Here is a small selection of my work.
Die Kammer verlassen (1996)
This poem describes my thoughts about leaving the nest, a place of warmth and security, in order to go forth, widen horizons and to gain inner strength during the process.
DIE KAMMER VERLASSEN,
DAS BERGENDE BETT-
BETTWÄRME
DAS NEST
IN EIN BOOT UMSTEIGEN
DAS RUDER SCHLEIFEN,
DAMIT ES DAS WASSER SCHNEIDET
UND RICHTUNG ZIELT.
SEINEN HORIZONT BETRACHTEN
UND AUF DEN WEG DER SONNE ACHTEN
EINE REISE TUN.
VERLASSEN-UMSTEIGEN-BETRACHTEN
BETT-SCHLEIFEN-RICHTUNG-BETRACHTEN-
TUN.
BERGENDES WASSER ZIELT AUF DEN WEG DER SONNE
BETTWÄRME EIN BOOT-
SEINEN HORIZONT BETRACHTEN
UND RICHTUNG ACHTEN.
DIE KAMMER VERLASSEN
EINE REISE TUN
RICHTUNG ZIELT,
SCHNEIDET SEINEN HORIZONT
DAS BERGENDE BETT UM-STEIGEN
DAS NEST VERLASSEN
UND AUF DEN WEG DER SONNE ACHTEN,
DAS RUDER, EIN BOOT
SEINEN HORIZONT BETRACHTEN-
RICHTUNG SCHNEIDET
EIN BOOT UND DAS RUDER-
DEN WEG DER SONNE ACHTEN
UND EINE REISE SCHLEIFEN
DIE KAMMER, DIE BERGENDE VERLASSEN
UND TUN EINE REISE-
SEINEN HORIZONT BETRACHTEN
DAS NEST DAS BETT DIE KAMMER VERLASSEN
AUF DEN WEG DER SONNE ACHTEN
UND EINE RICHTUNG, EIN BOOT, EINE REISE TUN
DAS WASSER, AUF DEM WEG EIN BOOT,
DAS RUDER-DAS NEST-
UMSTEIGEN, SCHLEIFEN, TUN.
VERLASSEN BETRACHTEN-
UND EINE REISE TUN.
Fragmente - Fragments
Zum Thema: ES WIRD IMMER NOMADISCHER
Impulse - Gedanken - Fragmente und Wortbilder von EH
These are philosphical, spiritual and poetic thoughts of Ewa.
Fragment 1 - Über die Roma Natur
Nicht einmal durch deine Schrift
Hast du dich eingeritzt in deine Zeit –
Das verlorene Land hat dir nie gehört.
Du hast es ja auch nur „heimgesucht“, „vorübergehend besetzt“, „Dir genommen“ und „wieder gelassen“.
Nie wolltest Du wirklich besitzen.
Tropfend klopft das Nass den Rhythmus einer Melodie.
Es herzt der junge sein Mädchen – die Blume entfaltet sich –
Der Schmetterling schlüpft aus dem knöchernen Zuhause und erprobt seine Flügel
„Es geht ums Fliegen“, sagte die Fliege.
Und der Pilot.
Der Schmetterling aber wusste. Und weil er sich erinnern konnte an seine Zeit als Raupe, wollte erleben wie ein Schmetterling.
Fragment 2
Die Nomadenhaftigkeit wird Dir mehr und mehr bewusst –
die Seele hat Hunger,
der Körper sucht und findet in der Musik,
im Rhythmus, in einer Melodie
vorübergehend Halt, Heimat, ein ZuHause, einen Moment Ruhe, Vertrautheit –
ein jeder hungert nach seinen Wurzeln,
ein jeder hat Heimweh nach sich selbst!
Fragmente 3
Du kannst nur eine, nämlich Deine Luft einatmen,-
Nur eine bestimmte Menge Wasser trinken,-
Das Maß ist in Dir.
Fragment 4
Der bunte Schmetterling und seine Herkunft, das werden und Vergehen und vielleicht gibt es ein Verstehn –
Fragment 5
Nur nicht festsitzen,
nicht wirklich fest sitzen,
sondern Feste feiern
und das Ei das goldene ausbrüten - geduldig.
Fragment 6
Wenn es tönt, beatet, swingt und bluest, rappt sich ein Sound in Dir ein.
Und schenkst Du ihm genügend Aufmerksamkeit,
kann es sein,
dass viele die Grundmelodie
vertraut in sich auf einmal entdecken
und mitsingen,
oder pfeifen,
oder tanzen
und dann,
wenn Du Glück hast,
macht es Dich satt.
Fragment 7
Wesentliches:
Das Verweben Vernetzen Verknoten
Verbindungen, Synapsen.
Poesie, ein Spiel mit den Worten.
Musik, das Spiel mit den Tönen.
Du spielst und wirst gespielt.
Das ist der Mensch und Freude hat er, je mehr er spielen kann, und Hunger hat er danach.
Gierig langt der Neugeborene zu und er will leben und das gut!
Hunger!
Wieviele Gesichter Du hast!
Das Recht zu leben
Das Recht zusein
Nicht festhalten
Loslassen
Das bunte Grelle
Schlicht
Das Recht auf Werden und Vergehen
Das Junge „Alles hat seine Zeit“,
das Alte
und dazwischen -.
wo ist die Tradition-
Was ist die Tradition.
Fragment 8
Die fette Dotterblume lebt auf der sauren Wiese.
Der klare Mondschein hat seinen Weg gefunden zu ihm. Ruhig und still schlägt sein Herz und der Atem führt ihn weiter – hinein in einen neuen Tag, hinaus aus dem alten, hinüber in eine noch nicht gewesene Zeit –
Wo wohnen die Traditionen?
Brauchen wir eine Landkarte?
Wohin?
Warum?
Wozu?
Fragment 9
Das Hören auf
das Hören über
das Hören dazwischen
überhören, das was drinnen steckt –
weghören, wo’s lang geht.
Mit dem Aufhören beginnen.
Einsammeln, was wir brauchen, nämlich das Wissen um uns.
Frage. Wo wohnen die Traditionen?
Fragment 10
Alles ist Stückwerk!
Alles vergeht
- der Mensch und seine Eitelkeit
- der Mensch und sein Lernen
- der Mensch und seine Grenzen, die fließen.
Und überall ist Musik drin, Klang, Geräusch und Trommel.
Über die Donau und über Dich
Nie bleibst Du, was Du gerade bist,
nie wirst Du sein, was Du gewesen bist –
Dein Fließen ist die Erinnerung an Dich,
Dein Rauschen ist das Suchen Deiner Vergangenheit,
Dein Strömen ist geglückte Harmonie und Überwindung.
Und irgend einmal kommst Du an!
Dein Schwemmgut birgt viel Wissen!
Für meine Mutter - For My Mother
Touching, personal thoughts from daughter to mother – continuity, heartfelt warmth, tradition...
alle jahre wieder – diese
beständigkeit -
das tief verborgene leuchten
in den grauen kleinen
kernchen.
altes wissen um eine
bessere welt ein wenig gepflegt, von
unkraut befreit,
blüht es in deinem
garten jedes jahr
neu
und du freust dich.
ich pflanze die kleinen
grauen kernchen
nicht in die erde,
ich hänge sie an eine wäscheleine
und spiele damit.
ihr uraltes wissen trage
ich wie ein transparent
vor mich her –
hört leute –
das ist eine botschaft!
wo ist euer leuchten,
eure erde,
die beständigkeit in euren herzen?
der gärtner und der
gärtner –
jeder hat seine pflicht zu tun.
des menschen herz ist
seine erde –
altes wissen um eine bessere
welt?
- die tränen – ja
und die beständigkeit –
und dieses stille leuchten
wenn ein sämlein tief
verborgen
aufgegangen ist.
- ewa hanushevsky 1994
Jeder Mensch - Every Human
This speaks of how everyone can find his own way into a life without restraint and with a deep connection to her/his inner voice.
„jeder mensch, der mensch geworden ist,
wird seine eigene weise kennenlernen,
wird seine eigen melodie finden,
seinen rhythmus erkennen –
und je deutlicher er ihn in sich zum schwingen bringt,
je ungehemmter er ihn in sich tanzen lässt,
desto glaubwürdiger wird er Gott in dieser welt einen tempel setzen –
einen heiligen tempel, der lebendig ist und
durch einen lebendigen organismus getragen wird.“
- e.h.
Peleponnes Texte (2001) - Peleponese Texts
These are also philosphical, spiritual and poetic thoughts inspired by the landscape of this archaic part of Greece.
1.
Das griechische Lied kargt wie Stein und Wein und Staub.
Klagt und lechzt voll Sehnsucht
im alten Wissen, das im Land verborgen.
Die Lust beklagt die Sehnsucht wesend,
der Rhythmus klar, der Gang der Wellen mit dem Wind.
Und blau die Farbe an den Türen
und an den Fenstern.
2.
Die salzige Meerhaut leicht
geschrumpelt,
freundlich das warme Licht
der Mondscheibe –
da und dort ein Sternenknopf
beschreibt das Firmament und
die Zikaden, Grillen schreien
zwischen ulkigen Ölbäumen.
Sie scheinen beim ewigen Tanz stehengeblieben –
so als könnten sie lachend jederzeit mit dem Tanzen wieder beginnen.
Klein und fest gebaut sind sie als wären sie griechische Männer.
3.
Anvertraut dem Stein
das Meer –
berührt im Blick
der Himmel des Wassers
Unendlichkeit -
Schnurgerade –
Lebendigkeit
Fließen Ströme grünen Goldes
aus den Früchten der
verknorrten Bäume
durch des Menschen fleißigen Hand.
Während die Sonne ungehindert prallt,
tönen klebrige Melodien in der Ferne.
Das alte Griechenland
rührt leise sich im Schlaf.
4.
Zartes Gewölk zieht leise auf –
dem Blick auf das Gebirg verbergend.
Begrenztheit löst
sich sanft am Horizont
und schärft den Blick.
Das Ölgezweig der Bäume,
der sanfte Wind der die Blätter bewegt,
berührt dein eigen Blut.
Du horchst hinein in deine Ferne ganz nah
und setzt den nächsten Schritt hinüber.
Steine behaust du, Mensch,
im Glauben an die Liebe.
Sisyphos gleich setzt Schritt du –
Schritt um Schritt.
Auf Wasser gehst du oft ohne es zu wissen.
Was hält dich fest?
Was gibt dir Mut und Kraft?
Wo wesen deine Lieder?
Die Hoffnung ist ein weites Land,
wo Himmeltiere weiden
und satte grüne Wolken ziehen –
die Seele Wurzeln schlägt
und goldensanft die Sonne strahlt ganz von alleine.
Lass immer wieder mich hinüber gehen,
lass Brücken bauen mich in mir zu dir,
lass Freund mich sein dem Menschen hier
und lernen zu vertrauen.
Vater - Father
This poem describes my thoughts about my father, who had a difficult life to lead.
vater -
allabendlicher spaziergang mit dem hund.
blick in bewegte ferne,
rührend allein.
fliegen werden zerklatscht –
so nah das leben
mit seidenen flügeln.
bleischwer die luft.
die stille tut gut.
ja. fliegen. frei.
die augen gesenkt
in den boden gekrallt der blick noch
von letztem jahr und
kommendes kommt ja doch
von allein.
auf der hut sein. und
strenges kommando, senior!
die kinder sind lästig,
das leben ist ernst.
die frau - ach –
ja natürlich, die frau –
es wirbt der traum um das leben. –
er fühlt´s, doch er kann seine brust nicht öffnen. es schmerzt die stille. –
wo hat die mutter den schlüssel verwahrt?
wer ist meine mutter?
mit konsequenter ehrlichkeit
erschlägt er die fliegen. –
das kann´s doch nicht gewesen sein?
jetzt ist mir tatsächlich eine fliege entwischt!
gehorsam wartet der hund an der tür.
die brust bleibt verschlossen,
der blick gesenkt.
die fliegen geh´n schlafen.
im haus atmet die frau
und die kinder.
das leben ist ernst –
die sterne blinken hell
und der vater geht
müde zu bett.
- ewa hanushevsky 1992
Zeitgeist komplett
These four short texts describe and accompany the music Ewa plays and sings in and with Kohelet3.
Text 1:
zeit - zeitgeist - wir sind zeit - kohelet 3 zu finden in den heiligen schriften des könig salomo - 3000 jahre alt. dort haben wir uns gefunden und sind gleichzeitig weitergegangen. „alles hat sein zeit“ - eine zeit zu suchen, zu finden - wir finden zur zeit zentraleuropa, d.h. osteuropa, westeuropa - die mitte - alles hat seine zeit - das weinen, das lachen, die stille, das denken. wir finden was vergangen ist, verlorengegangen, verdorrt, verblutet, gestorben, liegengeblieben - alles hat seine zeit.
jetzt spielen und singen wir für sie was gestorben ist und wieder aufersteht, was verdorrt ist, verblutet, liegengeblieben ist. und lassen es für eine kleine weile hochleben indem wir es aufheben. alles hat seine zeit.
Text 2:
Wir Menschen, die wir aus dem Blut unserer Väter und Mütter, unserer Ahnen gewebt sind - müssen wir nicht in erster Linie gerade jetzt hinausschauen aus unseren Seelenfenstern? Müssen wir nicht unsere Herzen öffnen und
lüften, lüften, lüften?!? Im Namen der Menschen, die kommen werden, wenn wir nicht mehr sind, aber in deren Blut wir schwimmen werden einst, müssen wir da nicht Ordnung machen - jetzt - in unserem Leben?
Text 3:
Wir Menschen, die wir zahlreich sind wie unzählbare Sandkörner, müssen wir uns nicht bemühen unsere Einmaligkeit kennenzulernen? Müssen wir uns nicht bewußt werden? Lassen wir uns berühren, berühren wir, bewegen wir; lassen wir uns bewegen.
Text 4:
Die Freude zu leben tanzt im Bauch, klingt in den Ohren, blitzt in den Augen, brickelt auf der Haut und lacht in den Herzen eines jeden Menschen.